Burnout, oder die Kunst Nein zu sagen.

7. Oktober 2019

 

Burnout, oder die Kunst Nein zu sagen.

Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schlafstörungen, Gereiztheit. Ausgebrannt sein, sich erschöpft fühlen, keine Kraft und Energie mehr haben, sich ständig gestresst und unter Druck fühlen – all das können Anzeichen für einen Burnout sein.

Die Angst vor Burnout ist oft groß und der Wunsch, einen zu verhindern, kann noch zusätzlichen inneren Druck machen.

Was also tun, wenn die Sorge, „nicht mehr richtig funktionieren zu können“ und einen Burnout zu erleiden immer größer wird?

Burnout_Verzweiflung_Stress_Therapie_neukölln

Die Anzeichen ernst zu nehmen und sich Hilfe zu holen ist der 1. Schritt, sich vor Burnout zu schützen.

„Halt, Stopp, so geht es nicht weiter!“, sagte sich ein gerade Mitte 20-jähriger Mensch und sitzt kurze Zeit später bei mir zum Erstgespräch.

Er beginnt zu erzählen:

Vor wenigen Wochen habe er so etwas wie eine Panikattacke gehabt. Die kam wie aus dem Nichts, beim S-Bahn fahren. Insgesamt sei ganz schön viel los in seinem Leben: Innerhalb weniger Monate zweimal die Arbeitsstelle gewechselt und 3mal von einer WG in eine andere umgezogen. Eine beendete Beziehung, wenig tiefe Freundschaften. Sowieso Schwierigkeiten mit den sozialen Beziehungen hier in Berlin und dabei ein tiefer Wunsch nach einer ernsthaften und langfristigen Bindung. Die Ursprungsfamilie viele hundert Kilometer entfernt. Obgleich das vielleicht auch besser so sei, denn auch wenn er sich bedingungslos geliebt fühle, so sei es doch auch immer anstrengend, weil v.a. die Mutter sehr bedürftig sei und er Verantwortung übernehmen müsse.

Er sei erschöpft und finde gleichzeitig nicht richtig zur Ruhe. Am meisten fühle er sich zurzeit von der Arbeit überfordert: eigentlich sei er gut in seinem Job, aber nun schaffe er es nicht, die Arbeit angemessen zu erledigen.

Burnout_Überforderung_Therapie_Neukölln

Ich frage nach, seit wann er dort sei: 2 Monate.

Ob seine Chefin oder Kolleg*innen sich beschwert hätten? Nein!

Woran er festmache, dass er seine Arbeit nicht angemessen erledige? Er stockt …

… naja, das hätte wohl mit seinem eigenen Anspruch zu tun. Er habe einen hohen Anspruch an sich selbst. Lieber immer 150% geben, damit alles ok sei.

Ich frage ihn, ob es auch mal ok sei, „nur“ 75% zu geben. Auf keinen Fall! Das wäre ja Versagen!

Der 2. Schritt, um sich vor Burnout zu schützen ist ein NEIN zu über-hohen Ansprüchen an sich selbst!

Nein_Orales_Verhütungsmittel_Burnout

Wichtig ist, dass wir uns unsere eigenen Grenzen bewusst machen, bzw. überhaupt anerkennen, dass wir ganz persönliche Grenzen haben!

Um uns also vor Überforderung zu schützen, ist es wichtig, dass wir rechtzeitig Nein sagen! So beschreibt z.B. Thomas Bergner in seinem Buch „Burnout Prävention. Erschöpfung verhindern – Energie aufbauen“ das Wort NEIN als das“orale Burnout-Verhütungsmittel„.

„Nein, ich schaffe es nicht bis übermorgen den Bericht zu verfassen!“, „Nein, leider kann ich morgen nicht Babysitten!“, „Vielen Dank, dass Du dabei an mich gedacht hast, aber nein, ich möchte nicht bei Deinem Projekt mitmachen.“ usw.

Hinter jedem Nein steckt auch ein Ja.

Burnout_Prävention_Jasagen

Gleichzeitig lernen wir, wenn wir Nein sagen, auch Ja zu sagen und zwar zu uns selbst und zu dem, was wir brauchen: In einem „Nein, ich schaffe es nicht, den Bericht bis übermorgen zu verfassen!“ steckt nämlich auch ein JA: „Ja, ich merke, dass ich erschöpft bin und in mir immer mehr Druck entsteht. Ich brauche Entlastung, Erholung und Ruhe.“

Ja sagen zu dem, was in uns lebendig ist und ja sagen zu dem, was wir brauchen. Das hilft dabei, die eigenen Grenzen anzuerkennen, sich einzugestehen, dass „ich nicht alles schaffen kann!“ und dass genau das auch total ok ist. Und vor allem menschlich.

Menschen sind Menschen und keine Maschinen

Mesch_Maschine_Burnout

Menschen haben Gefühle und Bedürfnisse, das unterscheidet uns von Maschinen. Und alle Gefühle und Bedürfnisse haben eine Berechtigung! Das gilt es anzuerkennen.

Angenehme Gefühle weisen uns auf erfüllte Bedürfnisse und unangenehme Gefühle auf unerfüllte Bedürfnisse hin (Grundprinzip aus der Gewaltfreien Kommunikation).

Gerade den unangenehmen sollten wir dringlich mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen, damit wir uns zeitnah darum kümmern können, zu bekommen, was wir brauchen.

So braucht unser Körper nicht erst Panikattacken oder vergleichbar belastende Symptome auszusenden, um uns darauf aufmerksam zu machen, dass wir dringlich etwas tun müssen, um uns vor chronischer Erschöpfung, Überforderung, Burnout und Co zu bewahren.

Wenn Du also bemerkst, dass Du schlechter schläfst, unkonzentrierter wirst, vermehrt unter Kopfschmerzen leidest, Dich innerlich angespannt und gestresst fühlst, dann nimm das ernst!

Beobachte Dich, sage bewusst Nein zu anderen und Ja zu Dir und such Dir Hilfe, wenn Du den Eindruck hast, dass Du da alleine nichts dran ändern kannst!